Aktuelle und zukünftige Fortschritte in der Behandlung von Hüfttendinopathien
Einleitung
Hüfttendinopathien sind eine häufige Ursache für chronische Schmerzen und Funktionseinschränkungen. Sie betreffen vor allem Sportler, ältere Erwachsene und Personen mit bestimmten biomechanischen Risikofaktoren. Während Sehnenprobleme in anderen Körperregionen wie der Achillessehne oder der Rotatorenmanschette gut erforscht sind, gab es in der Vergangenheit weniger gezielte Untersuchungen zur Hüftregion.
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse tragen dazu bei, die Mechanismen dieser Erkrankung besser zu verstehen und wirksamere Behandlungsstrategien zu entwickeln. In diesem Artikel beleuchten wir die aktuellen Fortschritte in der Diagnostik und Therapie von Hüfttendinopathien.
Was sind die Ursachen und Risikofaktoren von Hüfttendinopathien?
Tendinopathien entstehen in der Regel durch eine anhaltende Überlastung der Sehnen, die nicht ausreichend regenerieren können. Dies führt zu strukturellen Veränderungen und zu einer verminderten Belastbarkeit des Sehnengewebes.
Zu den häufigsten Ursachen und Risikofaktoren gehören:
Repetitive Bewegungsmuster: Sportarten mit intensiven Hüftbewegungen wie Laufen, Fußball, Tennis oder Tanzen setzen die Sehnen einer erhöhten Belastung aus.
Muskuläre Dysbalancen: Ungleichgewichte in der Muskulatur, insbesondere zwischen der Gesäßmuskulatur und der vorderen Oberschenkelmuskulatur, können zu einer fehlerhaften Sehnenbelastung führen.
Biomechanische Faktoren: Eine veränderte Hüftbeweglichkeit, eine übermäßige Innenrotation oder eine Instabilität des Beckens erhöhen das Risiko für Tendinopathien.
Hormonelle Veränderungen: Frauen nach der Menopause haben aufgrund hormoneller Umstellungen ein höheres Risiko für degenerative Sehnenveränderungen.
Unzureichende Erholung: Zu kurze Regenerationsphasen nach körperlicher Aktivität erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer chronischen Sehnenreizung.
Wie äußert sich eine Hüfttendinopathie?
Patienten mit einer Hüfttendinopathie berichten häufig über folgende Symptome:
Tiefliegender Schmerz an der Hüftaußenseite oder im Leistenbereich
Verstärkte Beschwerden bei längeren Belastungen, Treppensteigen oder nach dem Sport
Schmerzen beim Liegen auf der betroffenen Seite
Morgensteifigkeit oder Anlaufschmerzen nach längeren Ruhephasen
Einschränkungen der Beweglichkeit und Muskelkraft
Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine klinische Untersuchung. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT können eingesetzt werden, um strukturelle Veränderungen der Sehnen darzustellen.
Moderne Therapieansätze zur Behandlung von Hüfttendinopathien
Die Behandlung von Hüfttendinopathien hat sich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt. Während früher oft Ruhigstellung oder entzündungshemmende Medikamente im Vordergrund standen, setzen moderne Therapieansätze verstärkt auf aktive Rehabilitation und gezielte Belastungssteuerung.
1. Belastungsmanagement und Bewegungsanpassung
Ein zentraler Aspekt der Therapie ist die Anpassung der körperlichen Aktivität. Eine komplette Ruhigstellung ist meist nicht sinnvoll, da sie zu einer weiteren Schwächung der Sehnen führt. Stattdessen wird eine schrittweise Belastungssteigerung empfohlen, um die Sehnenstruktur zu stärken.
2. Gezieltes Krafttraining zur Sehnenanpassung
Studien zeigen, dass gezielte Übungen die mechanische Belastbarkeit der Sehnen verbessern können. Besonders effektiv sind:
Isometrische Übungen: Halteübungen in schmerzfreien Positionen können zur sofortigen Schmerzreduktion beitragen.
Exzentrisches Training: Kontrollierte Dehnungsbelastungen fördern die Kollagenproduktion und die strukturelle Anpassung der Sehne.
Progressives Krafttraining: Übungen mit langsamer, kontrollierter Bewegungsausführung und steigender Belastung verbessern die langfristige Belastbarkeit der Sehne.
3. Manuelle Therapie und Mobilisationstechniken
Physiotherapeuten setzen gezielte Mobilisationstechniken ein, um die Gelenkbeweglichkeit zu optimieren und muskuläre Dysbalancen zu korrigieren. Zudem kann eine Weichteilbehandlung helfen, Spannungen in umliegenden Muskelgruppen zu reduzieren.
4. Regenerative Behandlungsansätze
Neue Methoden zur Förderung der Sehnenheilung umfassen:
Stoßwellentherapie: Mechanische Wellen stimulieren die Durchblutung und Zellregeneration im Sehnengewebe.
PRP-Injektionen (Plättchenreiches Plasma): Diese Therapie nutzt körpereigene Wachstumsfaktoren zur Förderung der Gewebereparatur.
Neuromuskuläre Elektrostimulation: In bestimmten Fällen kann die elektrische Stimulation der Muskulatur helfen, die Aktivierungsmuster zu verbessern.
5. Biopsychosoziale Faktoren berücksichtigen
Schmerzen bei Tendinopathien werden nicht nur durch strukturelle Schäden bestimmt, sondern auch durch neuronale und psychologische Faktoren. Individuelle Strategien zur Schmerzbewältigung und Edukation der Patienten sind daher ein wichtiger Bestandteil der Therapie.
Praktische Empfehlungen für Patienten
Um die Sehnenheilung zu unterstützen, sollten Betroffene folgende Maßnahmen beachten:
Plötzliche Trainingssteigerungen vermeiden und Belastungen langsam steigern
Gezielte Kräftigungsübungen in den Alltag integrieren
Schmerzhafte Bewegungen moderat reduzieren, ohne die Hüfte komplett zu entlasten
Auf eine ausreichende Regeneration achten, um die Sehnenanpassung zu ermöglichen
Professionelle Beratung durch einen Physiotherapeuten einholen, um einen individuellen Therapieplan zu entwickeln
Fazit
Die Behandlung von Hüfttendinopathien hat sich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt. Ein evidenzbasierter Ansatz kombiniert Belastungsmanagement, gezieltes Krafttraining und moderne therapeutische Methoden, um Schmerzen zu reduzieren und die Funktion der Hüfte nachhaltig zu verbessern.
Frühzeitige physiotherapeutische Betreuung kann helfen, chronische Verläufe zu vermeiden und eine langfristige Verbesserung zu erzielen.
Quellen
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Rio E, Kidgell D, Purdam C, et al. "Isometric exercise induces analgesia and reduces inhibition in patellar tendinopathy." Br J Sports Med. 2015;49(19):1277-1283. doi:10.1136/bjsports-2014-094386.